Nach dem FCW nun die Stadt?

9. Juni 2022

Viel ist schon geschrieben und gesagt worden zum phänomenalen Aufstieg […]

Viel ist schon geschrieben und gesagt worden zum phänomenalen Aufstieg des FC Winterthur in die Superleague. Es war spannend zu sehen, wie Mannschaft, Trainer und das Umfeld gemeinsam die entscheidenden Schritte nach vorne gemacht haben. Und wie der Wille, diesen Aufstieg zu schaffen die ganze Bevölkerung bewegt hat.

Dieser Aufstieg ist nicht zufällig auch ein Spiegelbild der ganzen Stadt. Lange Zeit überwog beim FCW eine gewisse Zwiespältigkeit. Soll man wirklich den Aufstieg mit allen Mitteln anstreben? Gibt es da nicht Liebgewonnenes, das dadurch gefährdet wird? Die Sirupkurve? Der Salon Erika? Kommen plötzlich Fussball-Hooligens in die Stadt? Muss das sein? Andererseits: Haben nicht auch schon Thun oder Aarau den ganz grossen FCB, FCZ oder YB ein Schnippchen geschlagen und wurden Meister? Oder schafften gar die Qualifikation für Championsleague oder Europa-Cup? Man stellt sich in den kühnsten Träumen ein Spiel gegen einen ganz grossen europäischen Klub vor.

Ähnlich wie der FCW, scheint mir die ganze Stadt Winterthur in einer solchen Zwiespältigkeit gefangen. Wollen wir wirklich eine Stadt sein – oder doch lieber ein grosses Dorf? Was unterscheidet ein Dorf von einer Stadt? Es ist die Verkehrspolitik, die nicht einfach überall Autos herumstehen lässt. Es ist das Kultur- und Freizeitangebot, es sind die Schulen und die Betreuungsangebote, um ein paar Beispiele zu nennen.

In vielen Bereichen steht Winterthur an einer Schwelle. An der Schwelle zu einem urbanen Zentrum, das zumindest national in der ersten Liga spielt und auch eine gewisse Ausstrahlung über die Landesgrenzen hinaus hat.

Wir haben Institutionen, die sind Superleague-tauglich. Aber unser Kopf steht uns noch zu stark im Wege, wenn es um neue Errungenschaften geht. Wir scheuen die entscheidenden Schritte in der Stadtentwicklung.

Der FCW wird es schaffen, in die Superleague aufzusteigen, und trotzdem viele der uns liebgewordenen Details zu retten. Ich habe da volles Vertrauen in den Präsidenten Mike Keller und seine Crew, in die Geschäftsleitung rund um Andreas Mösli oder den neuen Trainer Bruno Berner.

Nach dem FCW ist es nun an der Stadt, diesem zu folgen. Sind Sie mit dabei?

Ihr Kaspar Bopp,
Stadtrat