Mein Velo und der Frühling

12. April 2022

Bei diesen frühlingshaften Temperaturen konnte ich endlich wieder mal das […]

Bei diesen frühlingshaften Temperaturen konnte ich endlich wieder mal das alte Rennrad mit Stahlrahmen hervorholen. Ein richtiges Stadtvelo für den Sommer eben. Doch schon nach wenigen Metern ärgert mich das Quietschen. Das Velo braucht dringend einen Service, wie immer im Frühjahr.

Ebenfalls immer im Frühjahr hört man entweder die Forderung nach Steuersenkung oder den Ruf nach mehr Sparen, je nachdem ob die Stadt das Vorjahr mit einem Ertragsüberschuss oder einem Aufwandüberschuss abgeschlossen hat. Letzte Woche durfte ich das gute Ergebnis 2021 mit einem Ertragsüberschuss von 70 Millionen präsentieren und die erwarteten Rufe sind nicht ausgeblieben. Natürlich löst ein solches Ergebnis Gedanken darüber aus, was man mit diesem Geld alles machen könnte. Aber wir sollten das Ergebnis zuerst sachlich einordnen und ganz unaufgeregt diskutieren.

Bei einem Budget von über 1.6 Milliarden kann noch so sorgfältig gearbeitet werden, es entstehen immer Abweichungen in Millionenhöhe. Zu viele Faktoren sind Annahmen. Und werden es immer sein. Abweichungen sind normal. Ein Teil des Überschusses sind höhere Einnahmen. Ein Teil ist aber auch dank dem Personal zustande gekommen. Es hat mit Sanierungsbeiträgen und Minderverzinsung dazu beigetragen, dass die Pensionskasse besser dasteht als auch schon. Der verbesserte Zustand der Pensionskasse hat uns erlaubt Rückstellungen teilweise aufzulösen. Auch dadurch hat sich der Rechnungsabschluss verbessert. Und schliesslich konnten geplante Infrastrukturarbeiten aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden. Sie werden aber früher oder später trotzdem notwendig sein. Und damit bin ich wieder beim Velo: Wenn ich den Frühjahrsservice nicht mache, mein Velo nicht regelmässig unterhalte, geht es kaputt. Dann muss ich ein neues kaufen – und das ist dann sicher teurer, als wenn ich dem Velo Sorge getragen hätte. So ist es auch bei der Stadt: aufgeschobene Investitionen können uns am Schluss teurer zu stehen kommen.

Wir sehen also, das gute Ergebnis muss vorsichtig und zurückhaltend eingeordnet werden. Bei der anstehenden Erarbeitung von unserem nächsten Budget müssen wir uns an den langfristigen Trends orientieren und nicht an einzelnen Abweichungen. Wir müssen uns die Frage stellen wohin wir wollen und nicht woher wir kommen. Aufgrund der Rechnung Forderungen zu stellen ist wenig hilfreich und verfrüht.

Ihr Kaspar Bopp,
Stadtrat